"Nein, das kann nicht richtig sein! Das ergibt doch gar keinen Sinn! Ist das Gerät kaputt? Oder habe ich vielleicht die Proben vertauscht? Irgendetwas stimmt hier nicht..."
Solche Gedanken kommen einem oft, wenn man im Labor arbeitet: man führt ein Experiment durch und erwartet ein gewisses Ergebnis nur um dann von ganz anderen Werten überrascht zu werden. Das hat mir schon ein ums andere Mal Kopfschmerzen bereitet und ähnlich wird es in meinem PhD vermutlich weitergehen.
In solchen SItuationen ist es sehr einfach die Gültigkeit der Ergebnisse zu hinterfragen. Schließlich sind sie ganz und gar sinnlos, oder? Naja, eigentlich nicht. Biologie ist am Ende auch nur ein Mechanismus. Sie kann schlicht und ergreifend keine falschen Ergebnisse liefern. Die Ergebnisse deines Experiments sind immer richtig, deine Annahmen sind es nur nicht. Falls deine Messung sich nicht mit deiner Erwartung verträgt, dann verstehst du den Mechanismus vielleicht einfach nicht. Oder möglicherweise hast du noch nicht einmal das getestet, was du testen wolltest, weil dein Experiment nicht so funktioniert, wie du denkst. Fakt ist, dass die Biologie exakt das macht, was sie machen sollte, gegeben einem bestimmten Ausgangszustand und einem bestimmten Input. Dein Ergebnis hat Sinn, du siehst ihn nur noch nicht.
Verstehe mich nicht falsch, selbstverständlich kann ein Messgerät Fehler machen, man kann Proben vertauschen oder in der Durchführung des Experiments schludern. Das alles kann dazu führen, dass man Ergebnisse falsch interpretiert, weil sie die Biologie inkorrekt widerspiegeln. Um genau das zu vermeiden gibt es Kontrollproben und Wiederholungen des Experiments. Wenn ich aber kleinlich sein wollte, dann könnte ich auch argumentieren, dass ein Ergebnis letztlich nicht nur die Biologie widerspiegelt, sondern auch alles, was mit ihr interagiert. Unter dieser Prämisse ist die Messung wirklich immer richtig, weil sie schlicht das Produkt von Biologie, experimentellem Protokoll und allen zwischengeschalteten Geräten ist. Der Punkt ist, dass Biologie keine Fehler macht.
Das alles hört sich vielleicht nach Erbsenzählerei an. Nach sinnlosem Herumdefinieren einer Gegebenheit, die eigentlich offensichtlich ist, wenn man darüber nachdenkt. Aber seitdem mir diese Tatsache zum ersten Mal wirklich klar geworden ist, denke ich anders über meine Experimente nach. Leider verbessert das meine Ergebnisse nicht wirklich... Vielmehr bringt die 'Korrekheit' all' dessen, was in der Biologie passiert, Verlässlichkeit, Demut und Aussagekraft für unsere Disziplin mit sich. Falls sich die Biologie mit den Erwartungen deckt: super! Falls nicht: nicht verzagen. Das bedeutet nur, dass es noch mehr Geheimnisse zu lüften und mehr Biologie zu verstehen gibt. Es setzt nur voraus, dass man bereit ist seine eigenen Hypothesen zu überdenken.